Grasshoppers erwägen Abstieg in 1. Liga

Der Grasshopper-Club steht vor dem finanziellen «Grounding». Budgetabweichungen haben die SFL bewogen, die Lage im GC zu untersuchen. Der GC-Zentralvorstand erwägt den Abstieg in die 1. Liga.

 

Der Grasshopper-Club ist in Not – sportlich wie finanziell. Das ist schon seit längerer Zeit so, aber in den letzten Wochen hat sich die Finanzlage weiter verschärft. Insider sprechen von einem «Grounding», sollte in nächster Zeit nichts passieren und sollten keine neuen Geldmittel erschlossen werden können. Rechnungen werden zwar bezahlt, aber oft flattern Mahnungen ins Haus. Der GC-Präsident Roger Berbig sagt: «Die Lage ist schon seit Monaten akut. Die finanzielle Verantwortung liegt in erster Linie beim Vizepräsidenten Heinz Spross. Ich kann mir vorstellen, dass er irgendwann auch genug hat.»

 

Suche bisher ergebnislos

Sollte dies geschehen, droht den Grasshoppers das Lichterlöschen. Der Gartenbauunternehmer Spross ist die Lebensversicherung des GC. Er steht beim GC-Zentralvorstand im Wort, bis Ende der laufenden Saison finanziell geradezustehen. Berbig hofft, die Finanzlast auf mehrere Schultern verteilen zu können und in der «GC-Familie» Investoren zu finden. Aber die Suche verlief bisher ergebnislos.

 

Gaydoul spricht von 10 Millionen

Am Rand der Medienkonferenz des Eishockeyverbandes in Bern wurde Philippe Gaydoul erneut auf ein Engagement bei GC angesprochen. Er legte sich nicht fest, sprach aber von 10 Millionen Franken, die die alte GC-Führung übernehmen müsste. Bereits bei den Übernahmegesprächen im Juni war eine seiner Forderungen gewesen, dass alle Altlasten abgetragen sein müssten und die neue Führungscrew auf einem leeren Tisch die Arbeit aufnehmen könne.

Sollte GC in den nächsten Wochen die finanzkräftigen Familien, von denen sich Berbig so viel verspricht, nicht für ein Investment gewinnen können, geht es für den Financier Heinz Spross um folgende Auswahl: Entweder es gibt ein kontrolliertes Grounding in die 1. Liga. Oder Spross tritt die Macht an Gaydoul ab und erfüllt dessen finanzielle Forderungen. Die Kardinalfrage ist nur, was den Gartenbauunternehmer günstiger zu stehen kommt. Insider behaupten, beide Varianten seien etwa gleich teuer.

Der GC-Zentralpräsident Iten sagt: «Die Verantwortlichen der Fussball AG befassen sich intensiv mit der Suche von Geldgebern. Gelingt die Anschlussfinanzierung bis Ende Jahr nicht, ist der Abstieg in die 1. Liga eine Möglichkeit, die wir prüfen müssen.» Dieses Szenario ist nicht neu. Auch der ehemalige GC-Präsident Walter A. Brunner hatte bei seinem Amtsantritt 2005 diese Möglichkeit in Erwägung gezogen. So lange schon plagen den Grasshopper-Club akute Geldsorgen.

 

Höheres Defizit als budgetiert

Dazu passt auch, dass die Swiss Football League ein Disziplinarverfahren gegen GC eröffnet hat. Jeder Verein hat die Auflage, markante Abweichungen im Budget nach oben oder nach unten bei der Liga zu melden. Dieser Verpflichtung ist GC nicht nachgekommen. Das Defizit der Grasshoppers für die Saison 2008/09 war aufgrund von Mehrausgaben deutlich höher, als sie es in ihrem Budget angegeben hatten. Für den zusätzlichen Fehlbetrag hätte jemand eine Garantie stellen müssen. Bei GC kann das derzeit nur jemand: der Financier Heinz Spross. Was der Verstoss für Konsequenzen nach sich zieht, ist unklar. Bei der Swiss Football League war bis am Mittwochabend zu dieser Frage niemand bereit, Auskunft zu geben. Der GC-Präsident Berbig glaubt aber, die Angelegenheit habe sich erledigt, «weil wir die letzte Saison mit schwarzen Zahlen abschliessen». Probleme hat GC auch sonst genug.

 

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